MEIN WEINBERG IN DITZINGEN
(aktualisiert 17.9.2024)
Mein Weinberg-Grundstück liegt am oberen Glemstal von Ditzingen im Gewann Höllenstein, oberhalb der Tonmühle an einem nach Südwesten ausgerichteten Hang und umfaßt ca. 6 ar. Schon im 14.Jahrhundert wurde in Ditzingen in diesem Bereich und am Maurener Berg Weinbau betrieben. Großabnehmer des Ditzinger Weins waren damals die Pforzheimer Klosterfrauen die pro Jahrgang ca. 2400 l Wein abnahmen. Später mußte der Wein teilweise an das Kloster Hirsau abgegeben werden.Um 1870 wurde dann der Weinanbau zu mühsam für die Ditzinger und das neue „Modegetränk“ Most verdrängte den Wein, weil er einfacher und billiger herzustellen war. Um 1880 wurde der letzte Wein in Ditzingen angebaut.
Im Jahre 2007 erwarb ich dieses Grundstück, das bis dahin als Gartengrundstück gedient hatte. Ich pflanzte im Mai 2008 70 Rebenschößlinge der Sorte Monarch, einer pilzwiderstandsfähigen Neuzüchtung des Freiburger Weinbauinstituts. Der Name „Monarch“ spielt auf den edlen Charakter der Rebsorte an und wurde aus der weißen Sorte Solaris (ebenfalls eine Neuzüchtung aus Merzling x Zarya Severa x Muscat Ottonel)) und der roten Sorte Dornfelder gekreuzt. Im Herbst 2009 gab es die erste kleine Ernte mit 5 kg, die köstlich schmeckte und bald aufgegessen war. Im Herbst 2010 gab es schon 50 kg. aus denen ich ca. 25 Liter Wein kelterte, der aber bereits im Mai aufgetrunken war. Im Frühjahr 2011 erforen in einer kalten Mainacht alle Fruchttriebe und die Ernte blieb mit 5 kg. wiederum nur zum Aufessen. Im Herbst 2012 gab es dann die erste große Ernte mit 100 kg. aus denen ca. 50 Liter Rosé-Wein wurden, die dann in Flaschen abgefüllt wurden. Die Lesen 2013 und 2014
waren geprägt durch zu wenig Sonne und damit schlechterer Traubenqualität. 2014 setzte zudem die Kirschessigfliege den Weinbeeren so zu, daß ca. 40 kg. nicht mehr erntefähig waren. So erbrachten beide Weinlesen nur jeweils 67 kg mit ca. 45 l Wein. Die Lese 2015 wurde bestimmt durch einen heißen und trockenen Sommer mit ca. 100 kg. Lesegut, was ca. 60 l Wein ergab. Leider kam es jedoch zu einer Fehlgärung, sodaß der Wein einen leichten Fehlton einen sogenannten "Böckser" bekam. Im Juli 2016 verursachte ein Hagelschlag große Schäden an den Blättern und Trieben. Trotzdem entwickelte sich der Jahrgang 2016 ähnlich dem von 2015, und die Weinqualität war wieder einwandfrei. Das Frühjahr 2017 bescherte Ende April eine Frostnacht mit bis zu -5 Grad C. was den jungen Trieben nicht gut bekam. Die Ernte ist entsprechend schlecht ausgefallen. Im August kaufte ich neue sehr dünnmaschige Netze gegen Kirschessigfliegen, Wespen und Vogelfraß und auch als Hagelschutz. Diese Netze haben sich auf jeden Fall bewährt. In den Weinjahren 2018 bis 2023 hatte ich Leseerträge von 80 bis 200 kg. Die jeweiligen Öchslegrade lagen ziwschen 80 und 93. Im Mai 2024 gab es wiederum starken Frost, der 80 % der jungen Triebe zerstörte. Hieran sieht man, daß kein Weinjahr gleich verläuft.
DAS WEINJAHR DES WINZERS
Im Februar beginnt der Rückschnitt der Reben, indem eine einjährige Fruchtrute und eine sogenannte "Frostrute" stehengelassen werden. Im März wird diese Fruchtrute waagerecht gebogen und am unteren Draht befestigt. Aus dieser Fruchtrute kommen dann im April die neuen Fruchttriebe mit ihren Traubenansätzen. Mitte Mai wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, wird die Frostrute entfernt und nur 3-5 neue Triebe pro gebogener Rute stehengelassen. Neuerdings spritze ich Anfang Juni mit effektiven Mikroorganismen (EMA) um die Rebstöcke zu stärken. Mitte/Ende Juni werden die jetzt blühenden Fruchttriebe nach oben an die Drähte gebunden. Anfang/Mitte Juli kommt es zur einzigen Spritzung mit einem Schwefel/Kupfer-Gemisch, vor allem gegen Mehltau.
Ab Juli werden die überflüssigen Seitentriebe „ausgegeizt“ und Ende Juli die zum Teil sehr lang gewachsenen Triebe zurückgekürzt. Mitte August werden die Blätter um die Trauben herum ausgelichtet, um eine bessere Besonnung zu erreichen und die Spitzen der Traube entfernt, um eine bessere Traubenqualität (=Weinqualität) zu erreichen. Anschließend werden Netze gegen Vogel- und Insektenfraß gespannt. Dann hofft man auf einen sonnigen Herbst. Ab Ende September wird der Mostgehalt (Öchslegrad) der Traube mit Hilfe eines Refraktometers immer wieder gemessen. Werden dann Anfang/Mitte Oktober genügend „Öchsle“ angezeigt und ist das Wetter schön, beginnt die Traubenlese. Um eine gute Qualität zu erhalten ist es wichtig beschädigte und verschimmelte Beeren zu entfernen. Abends am Lesetag wird der Wein geraspelt, d.h. es werden die Stiele entfernt und die Beeren zerdrückt. Diese dabei entstandene sogenannte Maische wird, da ich einen Rosé mache, dann höchstens einen Tag liegengelassen, anschließend abgepreßt und in einem Fass eingelagert. Zur Unterstützung der Spontangärung wird etwas Gärhefe beigegeben. Der gepresste "Most" sollte mindestens 85 Öchslegrad (=11,5 % Alkoholgehalt) betragen. Ist er zu niedrig wird der Wein „chaptalisiert“, das heißt zur Erhöhung des Alkoholgehalts wird etwas Zucker beigegeben. Nach ca. 3 Wochen sollte der Gärprozess beendet und der Wein durchgegoren sein. Der Wein bleibt aber dann noch ca. 3 Wochen auf der Hefe im Fass. Ist auch dieser Prozess beendet, wird der Wein von der Hefe genommen, d.h.die unten am Faßboden angesammelten Hefereste und Feinpartikel werden abgelassen. Danach wird zur Stabilisierung des Weines etwas Schwefel beigegeben. Im Februar, nach ca. 3 Monaten im Faß, entsteht so hoffentlich ein naturreiner, fruchtiger und wohlschmeckender Rosé, der dann in Flaschen abgefüllt wird. Und das „Spiel“ beginnt von neuem.